„So funktioniert die Welt nicht auf Dauer“ – Interview mit Familie Schmaus

„Mit diesem Wohlstand und Verbrauch können wir nicht auf Dauer leben.“

Familie Schmaus in Höchstetten (Stadt Leutershausen) hat 2020 eine 30kWp große Photovoltaikanlage mit Teslaspeicher von uns installiert bekommen. Knapp ein Jahr später haben wir sie noch einmal besucht, um ein Interview zu führen, in dem es auch um umweltbewusstes Leben, Motivation und Konzept des Ehepaars gehen soll.

Familie Schmaus bewohnt seit über 25 Jahren ein altes bäuerliches Anwesen mit Scheune, in welcher sich seit 2006 ein Blockheizkraftwerk befindet; und das Dach ziert nun die neue PV-Anlage. Da beide sehr umweltbewusst leben, war ihnen wichtig, möglichst CO2-neutral zu heizen und auch selber Strom zu erzeugen.


Achten Sie schon immer auf den ökologischen Fußabdruck?

„Das Thema bewegt mich von kleinauf. In jungen Jahren habe ich den Ökoroman `Stummer Frühling´ von Rachel Carson gelesen. Da ging es hauptsächlich um das Gift DDT.* In der Schule haben wir immer wieder Umweltthemen behandelt. Schon damals in den 70er Jahren habe ich mir gedacht, so kann es nicht weitergehen, so funktioniert die Welt nicht auf Dauer. Meine Frau teilt in dieser Hinsicht ähnliche Ansichten, weshalb wir schon immer auf das, was wir heute den ökologischen Fußabdruck nennen, achten.“

*(DDT ist ein Kontakt- und Fraßgift. Das Gift hat eine sehr hohe Beständigkeit, es wird erst nach
sehr langer Zeit abgebaut und zerfällt dabei in ein ebenso giftiges Abbauprodukt (DDE).)

Sie fahren sehr viel Fahrrad, richtig?

„Ja, das ist richtig. Ich bin in Ansbach geboren, meine Eltern besaßen keinen Führerschein, deshalb bin ich schon immer die meisten Strecken mit dem Fahrrad gefahren. Ich wollte lange keinen Führerschein machen, was ich allerdings nicht ganz durchgehalten habe. Mit 26 habe ich ihn dann gemacht und mir ein altes Motorrad zugelegt. Doch selbst danach habe ich versucht, möglichst viele Strecken mit dem Rad zu fahren. Zuletzt bin ich ca. 10 Jahre lang nach Herrieden auf die Arbeit geradelt. Schon in den 80er Jahren hatte ich mir zwei Renn- und Reiseräder angeschafft, welche ich bis heute fahre.“

Was war denn Ihre erste große Anschaffung, die zugunsten der Umwelt getätigt wurde?

„Angefangen haben wir vor 25 Jahren mit einer Gasbrennwerttherme. Wir haben uns dafür entschieden, weil diese Heizmöglichkeit einen sehr hohen Wirkungsgrad hatte. Zusätzlich haben wir in unserem Haus schon immer zwei große Kachelöfen. Das hat den Vorteil, dass wir das meiste mit Holz heizen können.“

Hat sich daran etwas bis heute geändert?

„2006 wollten wir uns ökologisch verbessern. Meine Frau hatte im Fernsehen einen Beitrag über ein Blockheizkraftwerk mit Rapsöl gesehen. Daraufhin entschlossen wir uns, umzustellen und den Gastank zum Öltank umzubauen. Wir konnten sehr viel von der alten Heizung wiederverwenden. Das BHKW liefert uns in der Stunde ca. 12 kWh Strom und 24 kWh Wärme, das Rapsöl wird regional erzeugt.“

Und wie ist das dann mit Ihrer Photovoltaikanlage, wenn die Heizung auch Strom erzeugt?

„Ich war immer sehr beschäftigt, durch unser großes Anwesen, die Berufstätigkeit, außerdem bin ich in Leutershausen als Stadtrat aktiv. Unsere Photovoltaik ist schon lange in Planung. Es war uns dabei wichtig, das Dach der Scheune neu zu machen, aber z.B. die historischen Ziegel wiederzuverwenden. 2015 hatten wir das erste Angebot der Fa. HEG gehabt, und im August 2020 wurden nun Nägel mit Köpfen gemacht. Mit Hilfe unseres Sohnes und viel eigene Handwerksarbeit konnte die PV-Anlage endlich gebaut werden.“

Wie sind Sie auf uns gekommen?

„Durch Gerhard Bauer, ich nenne ihn den grünen Papst von Leutershausen und kenne ihn vom Stadtrat der Grünen/Alternativen Liste. Er hat mir die Zusammenarbeit empfohlen.“

Wie ist ihre Erfahrung bezüglich der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und der HEG?

„Wir waren mit HEG Energie sehr zufrieden. Die Planung des Projekts, die Montage der Anlage und vor allem auch die bürokratische Abwicklung mit dem Netzbetreiber und der Fördermöglichkeiten für den Stromspeicher waren ausnahmslos gut.“

Was erhoffen Sie sich von der PV-Anlage?

„Uns ist wichtig, dass wir unsere Energie selbst, gesund und nachhaltig gewinnen. Deshalb versuchen wir möglichst auf natürliche Rohstoffe zurückzugreifen. Dies gelingt uns mit Holz, Rapsöl und Sonne auch relativ gut.“

Wie wichtig ist Ihnen die Wirtschaftlichkeit der Anlage?

„Ich sage immer, man kann nicht nur in Euro rechnen, was man der Umwelt Gutes beziehungsweise Schlechtes tut. Fakt ist, die PV-Anlage wird sich amortisieren. Wir sind keine „Renditejongleure“, wir wollen keinen maximalen Profit, wir möchten einfach unseren Beitrag leisten, die Schöpfung zu bewahren.“

Reicht die 30kWp große Photovoltaikanlage für Ihren Stromverbrauch aus?

„Ja. Der Strom reicht immer für uns, zu dritt, aus. Der Großteil wird derzeit eingespeist, langfristig bietet sich die Nutzung mit einem E-Auto an. Ich habe im Frühling mal aufgepasst, wir hatten am ersten richtig warmen Tag 195 Kilowattstunden, am Tag danach waren es exakt 200 Wattstunden mehr. Ich finde es faszinierend, wie Sonne und Technik zusammenarbeiten.“

Sie haben sich auch bewusst für einen Teslaspeicher entschieden, rechnet sich der Speicher?

„Durch den Tesla-Speicher können wir auch in der Nacht fast ausschließlich mit unserem eigenen Strom leben, der Speicher wird sich langfristig rechnen, allein, weil der Strom vom Dach wesentlich günstiger ist als vom Netzbetreiber. Es ist eine große Ausnahme, wenn wir mal 2-3 kWh von außerhalb beziehen müssen, meistens sind es nur 100 Wattstunden am Tag.“

Was ist Ihr Konzept?

„Wir versuchen so zu leben, dass möglichst nichts das Grundstück verlässt. Wir produzieren viel Essen selber, in unserem Gemüsegarten, mit den Hühnern und Schafen, im Sommer haben wir meist noch 10 – 20 Kellyputen und ein paar Enten, letztes Jahr hatten wir auch Hähnchen, darüber freuen sich unsere Kinder sehr. Am Haus ist eine große Wiese, das Gras essen die Schafe, die Schafe essen dann wir, die Reste bekommen die Hühner, von diesen bekommen wir wiederum Eier. So schließt sich der Kreislauf. Nachhaltigkeit ist uns ein grundsätzliches Anliegen, möglichst alles, was an „Abfall“ anfällt, soll direkt wiederverwendet oder zumindest für den Wertstoffkreislauf sortiert werden.“


Wir bedanken uns recht herzlich für die Einblicke, die uns Familie Schmaus mit ihrer Offenheit durch dieses Interview ermöglicht hat.

Das Interview wurde geführt von Jule Hörber.

„Wir wollen auch Privatpersonen und Familien an der Wertschöpfung durch Photovoltaik teilhaben lassen.“

— Julia Windrich, Anlagenplanung und Speichertechnik für Privatkunden